Zeitschrift des Österreichischen Religionspädagogischen Forums
Das Österreichische Religionspädagogische Forum (ÖRF) ist eine religions-pädagogische Fachzeitschrift, deren Ziel es ist, die wissenschaftliche Theoriebildung im Bereich der Religionspädagogik und der religiösen Bildung zu fördern.
Die Zeitschrift wird vom Vorstand des Österreichischen Religionspädagogischen Forums, einem Zusammenschluss von wissenschaftlich tätigen Religions-pädagogInnen verschiedener Religionen und Konfessionen an Universitäten und Hochschulen, herausgegeben. Sie thematisiert bewusst den österr. Kontext, möchte aber gezielt auch für andere Länder, Regionen und Kontexte interessant und relevant sein.
Die Zeitschrift erscheint seit 2013 als Open-Access-Zeitschrift, die Hauptbeiträge werden einem Peer-Review-Verfahren durch externe GutachterInnen unterzogen.
Sie finden alle Jahrgänge seit 1991 unter den Adressen https://oerf-journal.eu/ und http://unipub.uni-graz.at/oerf.
Aktuelle Ausgaben
Angesichts der vielfältigen Herausforderungen der Gegenwart (Verschwörungserzählungen, Fake News, KI) gewinnt das Konzept des Kritischen Denkens zunehmend an Bedeutung für schulische und universitäre Bildung. Im Mittelpunkt steht dabei das Anliegen, Schüler*innen zu eigenständigem und kritischem Denken zu befähigen. Das in der Philosophie grundgelegte und in den Bildungswissenschaften weiterentwickelte Konzept des Kritisches Denkens geht dabei jedoch über das alltagstheoretische Verständnis „kritisch zu sein“ hinaus. Es zeichnet sich durch ein methodisches, nachvollziehbares, kommunizierbares und selbstreflexives Denken aus. Über die kognitiven Dimensionen (Wissen, Argumentations- und Urteilskompetenz) hinaus, kann Kritisches Denken als Habitus verstanden werden, der durch bestimmte Haltungen, Einstellungen und Dispositionen geprägt ist, wie Offenheit, Mut, Bescheidenheit, Selbstwirksamkeit, Kreativität, Ausdauer etc. (vgl. JAHN / CURSIO 2021). Erste Modelle, wie Kritisches Denken für den Fachunterricht fachdidaktisch konzeptualisiert werden kann, finden sich derzeit vor allem im Kontext der Didaktik der Naturwissenschaften (RAFOLT / KAPELAI / KREMER 2019). Die Befähigung zum Kritischen Denken wie am Beispiel der religiösen Urteilskompetenz deutlich wird, ist aber ebenso ein zentrales Anliegen in der Religions- und Fachdidaktik. Die Herbstausgabe des ÖRF 2024 widmet sich der grundsätzlichen Frage, was dieses Paradigma für (religiöse) Bildung austrägt: Was ist Kritisches Denken? Philosophische, theologische, bildungswissenschaftliche und fachdidaktische Zugänge. Kritisches Denken angesichts multipler Herausforderungen für Bildung und (Religions-) Lehrer*innenbildung (Postmoderne, Verschwörungserzählungen, Fake News, Künstliche Intelligenz, …) Was leistet Kritisches Denken im Hinblick auf gegenwärtige Bildungsverständnisse? Welche Bedeutung, Chancen und Grenzen liegen im Konzept des „Kritischen Denkens“ für (religiöse) Bildung in Schule und Gemeinde. Wie kann Kritisches Denken zur Förderung religiöser Urteils- und Argumentationskompetenz konzeptualisiert werden? Wie kann Kritisches Denken im Ethik- und Religionsunterricht gefördert werden? Kritisches Denken in Lehre und Forschung im Kontext von Theologie und Religionspädagogik an Universitäten und Hochschulen. Konzeptualisierungen Kritischen Denkens in unterschiedlichen Fachdidaktiken.
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32. Jahrgang (2024) Heft 1: Krieg.Frieden.Religion; Kontexte und Perspektiven
Die jüngste Ausgabe des Österreichischen Religionspädagogischen Forums (ÖRF 2024/1) widmet sich Fragen wie:
Welche Einsichten der vom Kalten Krieg geprägten friedenspädagogischen Diskussionen innerhalb der deutschsprachigen Religionspädagogik der 1980er Jahre erweisen sich angesichts des neo-imperialen russischen Angriffskriegs ab 2022 als tragfähig, und welche dieser Einsichten müssten in welcher Weise weiterentwickelt oder revidiert werden? Welche Erfahrungen und Argumente aus welchen aktuellen osteuropäischen Debatten könnten oder sollten im deutschsprachigen Raum mit Blick auf die Diskussion friedensethischer Themen im Religionsunterricht wahrgenommen werden? Inwiefern verändern sich in Ländern und Regionen, in denen oder durch die aktuell oder in den letzten Jahrzehnten Krieg geführt wurde, das theologische und religionspädagogische Fragen und Nachdenken, und inwiefern ergeben sich daraus Impulse für Theologien und Religionspädagogik in nicht unmittelbar vom Krieg betroffenen Regionen? Wie lässt sich in der Schule von Krieg und Gewalt so sprechen, dass die unterschiedlichen biographischen und familiären Hintergründe der Schülerinnen und Schüler (z.B. mit Familien in und aus Deutschland, der Ukraine, Russland, Somalia, Syrien, Afghanistan …) angemessen berücksichtigt werden? Welche empirischen Ergebnisse oder reflektierten Erfahrungen aus der eigenen Praxis sind dabei zu berücksichtigen? Seit dem 24. Februar 2022 wird, wie bereits angesichts der Verwendung religiöser und konfessioneller Kategorien zur Kennzeichnung nationaler Gruppen im zerfallenden Jugoslawien der 1990er Jahre, in erhöhtem Maße die Notwendigkeit wahrgenommen, das orthodoxe Christentum im katholischen und im evangelischen Religionsunterricht zu thematisieren. Das Anliegen, Wissen über die Orthodoxie im Allgemeinen und über die jeweils aktuelle politische Rolle orthodoxer Kirche(n) im Speziellen zu vermitteln, geraten dabei möglicherweise in Spannung. Wie lassen sich vor diesem Hintergrund Kriterien für didaktische Entscheidungen im Kontext unterschiedlicher Aufgaben und Themenfelder des Religionsunterrichts (ökumenisches Lernen, Religion und Politik, Religion und Ideologie, Friedensethik …) begründen?
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Die jüngste Ausgabe des Österreichischen Religionspädagogischen Forums (ÖRF 2023/2) widmet sich Fragen wie:
Religionspädagogik – eine theologische oder doch eher eine bildungswissenschaftliche Fachrichtung? Geht es um ‚Religion‘ oder doch primär um ‚Pädagogik‘? Ist Religionspädagogik eine Teildisziplin (konfessioneller) Theologie oder den ‚religious studies‘ zuzuordnen? Die einzelnen Beiträge aus katholischer, evangelischer, orthodoxer und islamischer Perspektive zeigen, wie inter- und intradiziplinäre Religionspädagogik an den jeweiligen Fakultäten, Instituten und Arbeitsbereichen verankert ist.
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31. Jahrgang (2023) Heft 1: Postkoloniale Perspektiven in der Religionspädagogik
Postkoloniale Studien und Theorien bieten ein Instrumentarium, um machtvolle Wissensbestände und Praktiken zu dekonstruieren, alternative Wissensformen zu re-formulieren und widerständige Aushandlungsprozesse zu ermöglichen. In der Theologie wurden sie zunächst vor allem in der Missionswissenschaft bzw. der Interkulturellen Theologie aufgegriffen. Postkoloniale Theorien haben mittlerweile für alle theologischen Disziplinen, in denen es um das Dechiffrieren von Diskriminierungs- und Marginalisierungsprozessen geht, Bedeutung erlangt. In diesem Themenheft wird ein Einblick in die aktuelle religionspädagogische Rezeption gegeben und erschlossen, was postkoloniale Studien und Theorien für die Religionspädagogik eintragen können, worin aber auch ihre Grenzen wahrgenommen werden.
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30. Jahrgang (2022) Heft 2: Religiöse Bildung angesichts von Krisensituationen und Krisenerfahrungen
Krisenerfahrungen stellen zum einen eine Konstante jedes menschlichen Lebens und jeder Zeit dar, zum anderen scheinen sie sich in letzter Zeit zu verdichten. Die Religionspädagogik ist entsprechend in den letzten Jahren in mehrfacher Hinsicht zunehmend mit den Auswirkungen multipler Krisen diesseits und jenseits ihrer fachlichen Grenzen konfrontiert. Von den zahlreichen systemischen Krisen innerhalb der kirchlichen und religiösen Institutionen bis hin zu der Wahrnehmung der Welt als einem verwundeten Ort des Zusammenlebens – das Offenbarwerden der krisenhaften Dimension der Gegenwart ist in maßgebende und wichtige Diskurse der religionspädagogischen Landschaft eingerückt und prägt das religionspädagogische Bewusstsein unserer Zeit zunehmend.
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30. Jahrgang (2022) Heft 1: Ethikunterricht und Religionsunterricht
Mit dem Schuljahr 2021/22 wurde in Österreich der Ethikunterricht eingeführt, als Pflichtfach für alle, die nicht den Religionsunterricht besuchen. Dieser Schritt steht am Ende jahrzehntelanger Diskussionen über ein Fach, dessen Status Anton A. Bucher vor wenigen Jahren als „politisch verschleppt – pädagogisch überfällig!“ bezeichnete. Während des Zeitraums dieser Debatten hatten bereits über zweihundert Schulen in Österreich damit begonnen, aus eigener Initiative Ethikunterricht erfolgreich als Schulversuch anzubieten. Erstmals in der Geschichte des österreichischen Bildungswesens wurde nun ein Schulversuch flächendeckend ins reguläre Schulwesen übernommen: Dies betrifft zunächst die Sekundarstufe 2; eine Ausweitung auf die Sekundarstufe 1 und die Primarstufe ist aber mittel- bis langfristig ebenso vorgesehen
Diese Ausgabe des ÖRF befasst sich mit dem Verhältnis von Ethik- und Religionsunterricht und dessen Bedeutung für Religionsunterricht, Religionsdidaktik sowie den Auswirkungen auf die Ausbildung von Religionspädagog*innen wie auch Ethikdidaktiker*innen . Dies umfasst sowohl die Analyse öffentlicher Debatten, empirische Studien und Evaluierungen wie auch didaktische Konzeptionen und Reflexionen.
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29. Jahrgang 2021 Heft 2: Jugendliche Religiosität - Religiosität von Jugendlichen
Wenn ein Kernthema der Religionspädagogik die Beschäftigung „mit der wissenschaftlichen Reflexion und Orientierung religiöser Lernprozesse“ (Bitter/Englert/Nipkow) ist, liegt die Zentralität der Auseinandersetzung mit der Religiosität von Personen – jungen wie alten – für die Religionspädagogik auf der Hand. Die Ausgabe 2/2021 des ÖRF fokussiert nun auf die Religiosität Jugendlicher – ein Thema, das die Religionspädagogik immer wieder neu herausfordert, gelten Jugendliche doch als „Seismographen“ für die je gegenwärtige „Verfassung von Religion“ (Schenker). Dementsprechend hat die – theoretische wie empirische – Forschung zur und die Auseinandersetzung mit der Religiosität von jungen Menschen in der Religionspädagogik inzwischen auch eine lange Tradition und es liegen eine Fülle an diesbezüglichen inhaltlichen Erkenntnissen sowie methodologischen Überlegungen vor. Dennoch sind nach wie vor auch Forschungsdesiderate zu benennen.